Aufbau des Getriebes in der Übersicht
Alles zu Vorlegewelle, Hauptwelle und Klauen
Kleine Macken kündigen ernsthafte Probleme an
Wird das Schalten zum Glücksspiel, klimpert es beim Lastwechsel im Innenleben des Getriebes oder stellst du fest, dass dein Hödi Getriebeöl verliert, sollten bei dir die Alarmglocken schrillen. Das sind einige der typischen Anzeichen, mit denen sich ernstzunehmende Probleme im Bereich der Schaltung ankündigen. Das Tückische ist, dass die typischen Abnutzungserscheinungen in diesem Bereich auf leisen Sohlen daherkommen. Der Verschleiss schreitet langsam voran, hat aber auf lange Sicht drastische Folgen.
Zunächst treten nur kleinere Veränderungen auf, die für den Fahrer etwas lästig sind, aber nicht an einer Weiterfahrt hindern. Du solltest dich allerdings nicht an die vermeintlich kleinen Macken gewöhnen, sondern der Sache direkt auf den Grund gehen. Denn irgendwann ist Schluss mit lustig und mit einem Ruck geht unter Umständen plötzlich gar nichts mehr. Passiert dir das auf dem Weg zur Arbeit oder auf einer längeren Ausfahrt fernab von der heimischen Garage, ist guter Rat teuer. Auf solchen Ärger kann jeder dankend verzichten. Besser ist es, sich rechtzeitig mit dem Aufbau und der Funktionsweise des Getriebes vertraut zu machen, um vorbeugend handeln zu können.
Aufgabe des Getriebes
Getriebe spielen in vielen Bereichen der Technik eine wichtige Rolle. Bei Fahrzeugen, die von einem Verbrennungsmotor angetrieben werden, sind sie zum Beispiel für die Übersetzung der Motordrehzahl auf die Antriebsdrehzahl zuständig. Im Laufe der Zeit wurden viele verschiedene Getriebevarianten entwickelt.
Getriebe von Mofas unterscheiden sich deutlich von denen, die in Autos zum Einsatz kommen. Beispielsweise sind Mofagetriebe nicht synchronisiert. Aber auch zwischen den jeweiligen Mofamodellen der verschiedenen Hersteller gibt es hinsichtlich des Getriebes Unterschiede. Eine konstruktive Besonderheit stellt sicher die Lösung dar, die bei den meisten Piaggio-Mofas eingesetzt wird. Die Ingenieure des Herstellers setzten auf eine Fliehkraftkupplung. Diese elegante Lösung, bekannt als Variomatik, haben wir dir bereits in einem anderen Artikel genauer vorgestellt. Um zu verstehen, wie Schaltung und Übersetzung von einem Mofa funktionieren, ist es hilfreich, sich zunächst mit dem Aufbau der Baugruppe und den einzelnen Komponenten vertraut zu machen.
Aufbau des typischen Mofagetriebes
Der Kolben des Verbrennungsmotors führt im Mofa-Zylinder eine lineare Bewegung aus. Mithilfe der Pleuelstange und der Kurbelwelle wird daraus eine Drehbewegung erzeugt. Der Drehzahlbereich eines Motors ist eng begrenzt. Das Getriebe sorgt dafür, dass sich das Antriebsrad – je nach aktueller Anforderung – schneller oder langsamer drehen kann.
Die auf der Hauptwelle sitzenden Zahnräder hingegen können sich unabhängig voneinander drehen, weil sie nicht mit dieser Welle fest verbunden sind. Darum werden diese Zahnräder auch als Los- beziehungsweise Festräder bezeichnet. Mithilfe der Zahnräder lässt sich eine kraftschlüssige Verbindung herstellen. Jedes Zahnradpaar entspricht einem bestimmten Übersetzungsverhältnis. Je nachdem welche Zahnräder ineinandergreifen, erfolgt eine Übersetzung in höhere Drehzahlen oder eine Untersetzung in niedrige Drehzahlen. Ziel ist es, die Anordnung so zu wählen, dass das Mofa bei höchster Motordrehzahl die maximale Fahrgeschwindigkeit erreicht.
Bei Mofas haben sich zwei Getriebe-Konstruktionsformen etabliert: die Klauenschaltung und die Ziehkeilschaltung. Aufbau und Funktion beider Varianten stellen wir dir in den folgenden Absätzen genauer vor.
Aufbau und Funktion der Klauenschaltung
Als Klauenschaltung bezeichnen Techniker Getriebekonstruktionen, bei denen die kraftschlüssige Verbindung mithilfe von sogenannten Schaltklauen hergestellt wird. Um eine kraftschlüssige Verbindung zwischen Welle und frei drehendem Zahnrad herzustellen, erfolgt die Fixierung auf der Welle bei dieser Konstruktionsform mithilfe einer Klauenkupplung. Diese ist auf der Welle axial verschiebbar, jedoch verdrehsicher befestigt. Die Flanken dieser Kupplung haben ein Zahnprofil, das das Gegenstück zur Form des Zahnrads bilden. Beim Schalten drückt die Schaltgabel die Klauenkupplung gegen das Zahnrad. Der Gang ist eingelegt, wenn die Zähne ineinandergreifen.
So ist die Ziehkeilschaltung aufgebaut
Die Ziehkeilschaltung kommt ebenfalls bei einigen Mofas zum Einsatz. Beispielsweise statteten Hersteller wie Sachs und Hercules ihre Fahrzeuge gerne mit Ziehkeilgetrieben aus. Manche sehen die Ziehkeilschaltung als die elegantere Getriebe-Bauform an. Wie sind diese Getriebe aufgebaut? Auf der einen Welle sind die Zahnräder starr befestigt. Namensgebend für diese Konstruktionsform ist jedoch die korrespondierende Welle, die sogenannte Ziehkeilwelle. Sie ist in der Regel im Inneren hohl und mit einem gefrästen Fenster versehen. In dieses Fenster wird ein Ziehkeil eingelegt. Die auf der Ziehkeilwelle sitzenden Zahnräder sind nicht starr befestigt. Mithilfe des Ziehkeils kann man jedoch dafür sorgen, dass zwischen einem Zahnrad und der Ziehkeilwelle eine kraftschlüssige Verbindung hergestellt wird. Dieses greift dann in das zugehörige Zahnrad auf der anderen Welle ein.
Ein grosser Vorteil der Ziehkeilschaltung ist die Tatsache, dass nur wenige Teile einer direkten, mechanischen Belastung ausgesetzt sind. Wird das Getriebe jedoch stark strapaziert, ist der Verschleiss bei dieser Konstruktion sehr hoch und entsprechender Ärger ist vorprogrammiert. Mitunter kommt es bei dieser Variante vor, dass Teile abplatzen und Schäden an anderen sensiblen Bauteilen wie Lagern oder der Kupplung verursachen. Ist dies der Fall, kann es mitunter ziemlich teuer und aufwändig werden, um die entstandenen Schäden wieder zu beheben.
Mit Gefühl schalten, Verschleiss minimieren
Leider funktioniert das Getriebe und der Antrieb in der Praxis nicht immer so reibungslos, wie oben beschrieben. Gänge hopsen heraus oder lassen sich nur mit etwas Geschick und Geduld einlegen. Gibt es auffällige Geräusche, klimpert oder klappert es, sind mit hoher Wahrscheinlichkeit wichtige Teile verschlissen. Eine effektive Methode, um Verschleiss zu minimieren, ist es, bei jedem Schaltvorgang etwas Sensibilität und Vorsicht walten zu lassen. Wer beim Gang einlegen zu ruppig hantiert, handelt sich nur vermeidbaren Ärger ein. Musst du mit deinem Töffli häufig grosse Steigungen bewältigen oder bist du oft mit Hänger unterwegs, wird das Getriebe ebenfalls stark belastet. Auf alle Fälle solltest du stets ein offenes Ohr für dein Hödi haben, damit du rechtzeitig eingreifen kannst und immer sicher unterwegs bist.
Bildquelle:
Ziehkkeilgetriebe mit zwei Gängen, Zündapp ZR 20: Von Esper Markus - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=23314957
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